Die Kunst zu Lieben, und eine erwachende Emanzipation prägten eine ganze Generation. Etwas zu jung um wirklich Hippie zu sein, aber weit weg von den Poppern oder Punks der späten 70er Jahre, verbrachte ein großer Teil der Jugend mit den Idealen der Hippie Ära und einem aufblühenden Kapitalismus. Wirtschaftlich ging es in dieser Zeit in Deutschland steil bergauf. Arbeit war so viel vorhanden, dass Gastarbeiter ins Land geholt wurden um das Arbeitspensum überhaupt zu schaffen. Gleichzeitig aber drückte der kalte Krieg auf die Gemüter der jungen Menschen. Atomraketen, und gegenseitiges Aufrüsten der USA und Russland beschäftigten vor allem die Jugend mit der Hippie Gesinnung. Auch war der Vietnamkrieg sehr präsent in den Köpfen dieser Menschen.
„Entrüstet Euch“ und „Stellt euch vor es gäbe Krieg und keiner geht hin“ sind die Sprüche die Sinnbildlich diese Generation beschreiben ebenso wie „Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad“.
Es gab sehr klare Ziele und eine Unmenge an staatlichen Ungerechtigkeiten. Ob es um die Erlaubnis des Ehemanns für die Ehefrau zum Arbeiten ging, die Berufsverbote nach dem Radikalenerlass oder um den Paragraf 218, also das Recht auf Abtreibung, es gab Vieles an dem sich die Gemüter der Bevölkerung erhitzten.
All das und vieles mehr prägte diese Hippie Auslaufmodel Generation, und tut es bis heute.
Nun ist es natürlich nicht so, dass alle dieser 70er Jahre Generation, diesem Gedankengut anhingen, keineswegs! Und so überrascht es auch nicht das heute, da diese Menschen in den Sechzigern sind und die Generation der aktuellen Machthaber entsprechen, auch deutlich andere Ziele verfolgen, als es der Hippie Bewegung ansteht.
Und doch gibt es sie noch, die Menschen die tief im Herzen Hippies sind.
So wie viele in ihren sechziger Jahren fest der Meinung sind, sie hätten sich seit ihrer Jugend kaum geändert.
Hippie by heart oder im Herzen Hippie!
Mag abgedroschen klingen, trifft aber die Realität vieler. Erstaunlicher Weise schaffen Menschen es gut, tief im Herzen etwas völlig anderes zu sein, wie im täglichen Leben. So kommt es auch oft vor, dass Menschen, wenn wir mit ihnen reden, die idialisierte Version ihrer selbst präsentieren, während sie im Leben doch deutlich anders agieren. Der Überzeugung zu sein, alle Menschen sind gleich, wir alle Brüder und Schwester ist schön, aber mit dem Obdachlosen auf der Straße eine Gespräch auf Augenhöhe zu führen ist dann doch etwas ganz anderes.
Nein es ist kein Lügen oder Heucheln, denn tief im Herzen ist das Wissen um die Gleichheit ja vorhanden, nur das entsprechende Handeln ist untergegangen.
Diese beginnende Oma und Opa Generation hat die Hochphase Deutschlands erlebt. In ihrer Jugend der wirtschaftliche Aufschwung, rundum Versorgung mit einem guten Krankenkassensystem, Arbeitslosen Absicherung und Rentensystem. Existenzielle Sorgen haben sie sich kaum machen müssen. Wenige Generationen haben so viel zu Erben, wie die Kinder der Wirtschaftswunderjahre.
Die Welt wurde kleiner, Fernenreisen erweiterten den Horizont und vor allem fernöstliche Ideologien erhielten Einzug in das Denken der Deutschen. Was einst wenigen Reichen möglich war, wurde erst ein Konzept für junge Aussteiger und Abenteurer, später dann zum Mainstream, Fernreisen. Erleben wie die Welt aussieht und wie anders sie ist, wurde zu einer Selbstverständlickeit und erschwinglich.
Diese Annehmlichkeiten, machen das Leben bequemer. Heute muss keiner mehr Extremabenteurer sein um den Himalaya zu sehen. Gruppenreisen oder organisierte Individualreisen mache es möglich den Hippie Traum, wohl abgesichert und ohne Konsequenzen für Leib und Seele, zu erleben.
Hippie by heart
Mit der Reiserücktrittsversicherung im Gepäck verliert das Hippie sein, seine Schärfe. Und doch sind die Ideale nicht über Bord beworfen worden, nein tief unten im Herzen könnten sie wieder zum Vorschein kommen, würde nur jemand so tief absteigen um dort unten nachzuschauen.
Muss der Hippie jung und noch neugierig auf die Welt sein, oder darf er auch alt sein?
Ist er aber alt, wird er sich wohl die Frage, warum die Ziele so gar nicht umgesetzen werden konnten, gefallen lassen müssen.
Der Alte Hippie scheint der Welt wie ein Dinosaurierer, fehl am Platz und eigentlich längst überholt. Neue Ideale haben das Gefühl, wir sind frei, kiffen und tanzen halbnakt in Wäldern, ersetzt.
Kiffen ist inzwischen nur noch eine Nebensache des Mainstream Drogenkonsums geworden, für Naktes gibt es trilliaden Pornos im Internet und Tanzen hat unter den neuen Drogen einen ganz anderen Stellenwert erhalten.
Also was will der Hippie im 21. Jahrhundert, außer aussterben.
Es gibt sie trotzdem noch die Menschen die an ihre Jugend denken und wirklich glauben sie und die Welt, haben sich nicht verändert.
Hippie by heart bis es einfach stehen bleibt.