Im Jahre des Herren 2020 begab sich ein alternder Mann auf den Weg, die Früchte seines Tuns zu genießen. Nach langer schwerer Zeit, in den eigenen vier Wänden, wollte er mit seiner Angetrauten etwas anderes sehen und erleben. Dazu zog es ihn an die Küste, denn er liebt den Seewind und das Rauschen des Meeres. Mit den nakten Füßen durch den Sand und die Zehen vom kalten Salzwasser umspülen lassen, das ist für ihn Entspannung.
Viel einfacher als erwartet, konnte er eine Unterkunft für sich und seine Liebste finden. Schon ging es mit der motorisierten Kutsche in Richtung Nordosten.
Gut, schnell musste er feststellen, auch andere Menschen hatten diese Idee. Und so fand er sich in guter Gesellschaft auf den Wegen gen Norden. Kurz um, es dauerte doch länger wie erwartet, weil sich so viele Seelen auf den Routen ans gelobte Wasser tummelten, bis er der Verwalterin der Unterkünfte gegenüber stand.
Die Formalitäten waren schnell erledigt, aber da war schließlich die Kurtaxe.
Weder wollte er eine Kur machen, noch braucht er eine Taxe, war er doch mit dem eigenen Fortbewegungsmittel angereist.
Nun erheben viele Orte eine Gebühr, um ihre Straßen und Wege zu benutzen – um Menschen die nicht dauerhaft dort leben, eine Strafe zahlen zu lassen, weil sie in den Ort kommen, um ebendort ihr schwer verdientes Geld auszugeben. Etwas anderes wäre es, wären alle folgenden Kosten gedeckt. Weit gefehlt, denn schon der nächste Ort erwartet eine ähnliche Zahlung, um zum Beispiel den Sand am Meer begehen zu dürfen.
Aber nicht genug, dass er für das Betreten einen Obolus entrichten muss, nein auch das Abstellen seines Vehikels lassen sich diese Menschen königlich entlohnen. Äh nein, Lohn wäre ja für etwas, für das jemand etwas getan hat. In diesem Fall wird einfach ein Acker zu Verfügung gestellt, auf dem das Fahrzeug abgestellt werden muss, und das für eine Summe, welche in engbesiedelten Großstädten nicht bezahlt wird.
Nun liegt es in der Natur des Menschen, dass nach dem Verzehr und dem längeren Verweilen, er bestimmte Bedürfnisse hat. Um es klar zu sagen, der Mensch muss sich hin und wieder erleichtern. Erfreulich dass im Laufe der Jahre, und ich denke der Blick in fremde Länder hat hier Anregungen gegeben, die Erkenntnis gewachsen ist: „Besser wir geben unseren Besuchern die Möglichkeit, einen gewissen Ort aufzusuchen, bevor sie sich dauerhaft in der Landschaft erleichtern“. Erstens, das fällt vielen Bürgern und Bürgerinnen relativ schwer, aber vor allem ist es auch ein hygienisches Problem. Warum nur die Nutzung einer Toilette in diesem Land ausschließlich den Menschen ermöglicht wird, die über ausreichende finanzielle Möglichkeiten besitzen, will sich dem alternden Mann nicht erschließen.
Besonders da er in vielen fremden Ländern, in den das Wort Gastfreundschaft einen Wert hat und nicht mit aussaugen verwechselt wird, erleben durfte, dass die Notdurft dort kostenfrei sein darf.
Ist es schon von alters her das Recht der Privilegierten, sich wie Raubritter zu benehmen. So scheinen sich die alte Sitten und Gebräuche aus dem Mittelalter ins 21 Jahrhundert gerettet zu haben. Drum ist es nicht verwunderlich, wenn erlebnishungrige Menschen Länder bereisen, in den Gastfreundschaft eine Tugend und kein Geschäft ist.
So sehr der alte Mann das Meer auch schätzt, so sehr grämt er sich über die Geldgier derer die am Meer leben, gibt er doch sonst gerne.