In meinem Beruf dreht sich sehr viel um die Frage, wie gehen wir miteinander um. Welche Worte und Gestaltungsmöglichkeiten nutzen wir in der Kommunikation. Wohl möchte ich aber den Grundgedanken der ganzen Genderdiskussion hier darlegen. Wir denken so, wie wir schreiben und sprechen. Die Worte die wir nutzen, prägen unsere Gedanken.
Ein Grund warum ich so ungern Flüche und die klassischen Fünfbuchstaben Wörter benutze. Was sagt uns dann folgender Text, der mir unlängst, von der für mich zuständigem Rundfunkanstalt, zugeschickt wurde.
„Ihre Plicht zur Zahlung der Rückständigen Rundfunkgebühr sind Sie nicht vollständig nachgekommen“ ist der erste Begrüßungssatz, der dem NDR einfällt in einem Schreiben an ihren Kunden. Dann geht es entsprechend weiter:
„Dieser Festsetzungsbescheid ist ein vollstreckbarer Titel. Er wird im Wege der Zwangsvollstreckung (z.B. durch Sachpfändung, Pfändung des Arbeitseinkommens oder des Kontoguthabens) durchgesetzt. Wenn der festgesetzte Betrag nicht gezahlt wird.“
Ein Satz wie: „Wahrscheinlich haben sie es übersehen, aber Sie haben die letzte Rechnung nicht bezahlt. Bitte holen Sie dies bis XY nach.“ Hätte sicherlich denselben Effekt gehabt, und mich als Kunde des NDR nicht dazu gebracht diesen Sender in Zukunft zu meiden.
Für eine Anstalt, die sich noch viel stärker mit Sprache beschäftigt wie ich, ist das ein deutliches Zeichen, was hier gedacht wird.
Was ist aus der Höflichkeit geworden?
Brauchen wir diese Form des Umgangs nicht mehr zwischen Menschen?
Täglich fordern wir respektvolles Umgehen mit unseren Mitmenschen. Meinungsdifferenzen sollen fair, freundlich und sachbezogen diskutiert werden. Gewalt und Drohungen möchten wir weder auf unseren Straßen noch sonst wo erleben. Nur die Regierung und Verwaltung hält Höflichkeit und Rücksichtnahme für nicht angebracht im Umgang mit den Bürgern, die ihr Einkommen sichern.
Das nächste mal, wenn ich einen Behördengang zu erledigen habe, werde ich es wohl auch so machen müssen. Dem Mitarbeiter der Verwaltung androhen, was alles passieren wird, wenn er seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Ach ja, hatte ich doch glatt vergessen, dann passiert ja nichts.