darf mich der Küster der benachbarten Kirche zu nachtschlafender Zeit mit wildem Glockengeläut aus dem wohlverdienten Sonntagmorgen Schlaf wecken, wenn er seine Schäfchen daran erinnern möchte, sich auf den Weg in die Kirche zur wöchentlichen, religiösen Glaubensdemonstration zu machen.
Das wir, nicht Kirchenmitglieder, dies zu ertragen haben ist in einem Gesetz festgeschrieben, das aus einer Zeit stammt, in der Kirche eine ernstzunehmende politische Macht war.
Heute gibt es sie nicht mehr, die Kirche, die in diesem Land für alle moralischen und ethischen Fragen der Gesellschaft Verantwortung hat. Die Menschen unseres Landes haben der Kirche ihr Vertrauen entzogen, nehmen ihr damit den allumfassenden Auftrag, unsere Werte und Normen zu bestimmen.
Warum aber müssen die wenigen Kirchgänger die es noch gibt, per Gesetz beschützt werden vor den Realitäten dieser Welt, in dem zu ihren Veranstaltungen, jegliches politische Engagement, in Form von Demonstrationen und Hinweisschilder, verboten ist. Ein Feiertagsgesetz regelt, zu Gottesdienstzeiten sind Demos und Banner in Niedersachsen verboten. Warum eigentlich nur zu den Zeiten, in denen die klassischen christlichen Kirchen ihre Schäfchen ins Haus rufen. Was ist den mit den Gebetszeiten anderer Religionen?
Wohl wissend, dass Politik ihre Aufgabe im Erlassen von Gesetzen sieht, wer kümmert sich eigentlich um das Löschen von veralteten, sinnlosen Gesetzen, deren Inhalt nicht mehr die Bedeutung hat, die sie einmal, in früheren Jahrtausenden, hatten.
Wir Menschen sind so stolz darauf, dass wir uns stetig weiterentwickeln. Dann sollten wir uns nicht von antiquierten Gesetzen einschränken lassen.