Rassentrennung, Ausgrenzung, Gewaltbereitschaft und Autokraten sind keine Alternative für Deutschland, und doch gibt es in meiner Stadt einen Stadtteil, in dem jeder dritte Bewohner genau das möchte und gewählt hat.
Ein Lokalreporter hat dort Menschen interviewt: „Die russische Mauer“ wird der Stadtteil genannt, in dem niemand die Wahl kommentieren mag, niemand bereit ist mit der wichtigsten Instanz einer Demokratie, der Presse, zu sprechen.
Es gelingt mir nicht, zu verstehen wie Menschen, mit russische Wurzeln, eine Partei wählen können, in der viele Mitglieder Sympathien hegen für nationalistisches Denken, das wir aus den 30er Jahre Jahren kennen. Eben weil diese Menschen so oft die Geschichte für ihre Argumentation, zum Beispiel bei der Invasion der Krim, heranziehen sollte die Geschichte ihnen doch klar machen, was sie da wählen. Was deutsche Nationalsozialisten Russland angetan haben, kann doch nicht vergessen sein, nur weil ihre eigenen Autokraten heute genauso handeln.
Aber es sind nicht nur Menschen der „russischen Mauer“ die sich in demokratischen Wahlen für eine Partei entscheiden, die diese Demokratie zersetzen möchte. Protestwähler werden sie genannt. Menschen, die aus Frust über die Politik sich gegen Menschlichkeit, bürgerliche Rechte und Gleichberechtigung entscheiden, ohne jemals die Parteiprogramme gelesen und verstanden zu haben. Um denen da oben eins auszuwischen sind sie bereit, ihre Rechte zu verlieren. So mögen sie eine freie Presse als Lügenpresse bezeichnen, am Ende werden sie, wie inzwischen in so vielen Ländern, nichts gegen die staatliche Presse sagen dürfen ohne Repressalien zu erfahren.
Lieber habe ich eine Lügenpresse, die ich auch so bezeichnen darf, als eine verlogene Staatspresse, gegen die ich nichts sagen darf.